Ja, diese Frage hat sich für mich ergeben, als ich vor kurzem mal wieder das Alte Testament las. Ist, dass überhaupt so, wenn ja, wie kann das sein? Oder ist es eine Maske, wie die Menschen Gott früher gesehen haben, denn schon in 3Mose 19,18 stoßen wir auf das Gebot der Nächstenliebe. Passt das, wenn Gott selbst so strafend ist.
Ich glaube, dass die Menschen früher Gott eine Maske aufgesetzt haben. Die Maske, des strafenden Gottes, der jede kleine Missetat penibel aufschreibt, kleine Sünden am besten sofort bestraft, und vor dem man Angst haben muss. Wer so aufgewachsen ist, für den ist Gott etwas Bedrohliches.
Es gibt einen wunderschönen Psalm, ein altes Gebet, in der Bibel. Das beginnt so: „Nähme ich Flügel der Morgenröte und flöge ans äußerste Meer, würde auch dort deine Hand über mir sein und deine Rechte mich halten, Herr.“ Ein Gebet des Vertrauens ist das eigentlich. Egal, wo ich bin, egal, was ich tue, egal, wie ich mich fühle: Ich kann gar nicht so weit weg sein, dass du, Gott, nicht noch über mich wacht, mich beschützt, mir nahe bist. Doch für manche wird es zur Bedrohung: Ich kann diesem penibel alles registrierenden Gott nicht entkommen. Er weiß alles. Und wo ich auch hingehe, er ist immer da und passt auf, was ich wieder falsch mache.
Nein, sage ich. So ist das nicht. Gott ist kein Erziehungsmittel. Weg mit dieser Maske vor Gottes Gesicht!
Kann ich mir das vorstellen, dass es überhaupt so ein Wesen gibt, ganz egal, ob er nun strafend ist, liebevoll oder vielleicht einfach nur abwesend, irgendwo anders unterwegs?
Die meisten Menschen vor 2000 Jahren stellten sich Gott – oder ihre Götter – als ziemlich unnahbare Wesen vor. Weit weg von den Sorgen und Problemen ihrer Zeit. Allmächtig, weit über allem stehend, heilig, größer als der größte König.
Und dann kam Jesus und riss Gott auch diese Masken herunter, die die Menschen ihm gemacht hatten. Er sagte: Nein. Gott ist anders als ihr euch das vorstellt. Er mag groß und mächtig sein, aber das ist ihm egal. Für euch hat er sich klein gemacht. Und die Menschen um Jesus herum haben erfahren: Gott ist so, wie Jesus uns das gezeigt hat. Liebevoll. Liebevoll den Menschen zugewandt. Er liebt uns, wie ein liebender Vater. Er ist einfach ganz anders, als alle sich das vorgestellt hatten. Der 1. Johannesbrief, eines der Bücher im Neuen Testament, hat es später auf den Punkt gebracht: Gott ist die Liebe. Punkt. Einfach nur das: Gott ist die Liebe. Kein Kleingedrucktes dabei. Keine Bedingungen, keine Zehn Gebote, die unbedingt einzuhalten wären. Einfach nur: Gott ist die Liebe. Und diese Liebe, so haben es die ersten Christen erfahren, diese Liebe führte ihn so weit, dass er in Jesus selbst auf die Welt kam. In Jesus hat er alles erlebt, was ein menschliches Leben so ausmacht. Angefangen von der vollen Windel und dem vermutlich pieksenden Stroh über Stress mit den Eltern, Freundschaften, Feinde, Verratenwerden, Verlassenheit – bis zum Tod.
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